Ich suche mir einen Stein, den ich entweder in der Natur finde oder bei einem speziellen Steinhändler kaufe. Bei diesem Erwerb muss ich fühlen, dass ich dem Stein eine Identität einhauchen und eine Aussage schaffen kann, die spätere Betrachter nachvollziehen können oder in ihren Bann ziehen.
Wenn ich dann einen neuen Stein habe, überlege ich zunächst, wo oben oder unten, was Hinter- oder Vorderseite sein soll. Farbverläufe im Stein, dessen Maserung oder Schichtung berücksichtige ich unbedingt bei der Werkserstellung, weil sie die Aussage des Werkes wesentlich beeinflussen.
In einer ruhigen und entspannten Atmosphäre nehme ich Kinderknete und beginne, meine Ideen vom Werk in diesem Material als Modell abzubilden. Der rohe Stein liegt vor mir, so dass ich seine Proportionen und Umriss beim Modellieren stets vor Augen habe. Das entstehende Modell steht meist im Maßstab 1: 5 bis 1: 10 zum späterem Werk. Bei der Modellierung verzichte ich oft auf zu viel Details; es geht um die grundsätzliche Linienführung und Aussagekraft.
Wenn ich dann ein Modell als gelungen ansehen, überlege ich mir, welche Veränderungen ich zur Steigerung der Aussage, zur Steigerung des Spannungsbogens im Werk noch erreichen könnte. Hierzu erstelle ich meist ein zweites Modell, bei dem diese neuen und weitergeführten Gedanken abgebildet werden.
Bei der Betrachtung von zwei oder drei Modellen wächst bei mir die Sicherheit, für welche Form ich mich entscheide. Dieses sichere Gefühl vor Beginn der Steinmetzarbeit ist mir sehr wichtig, denn Zweifel oder Planlosigkeit führen mich nicht weiter, sie hemmen sogar meine Schaffenskraft und Kreativität. Denn nachträgliche, gravierende Veränderungen am Werk sind mental oft schwierig, wie mir auch andere Künstler immer wieder berichten.
Ich arbeite zu Beginn erst an groben Strukturen und Proportionen; je tiefer ich in den Stein vordringe, desto festgelegter wird die Form. Der Spielraum des Experimentierens ist bei Steinbearbeitung nämlich nicht sehr hoch, sonst entgleitet mir möglicherweise die Aussage oder ein Werk wirkt nicht als Einheit.
Ich bin oft überrascht, wie geringe Linienveränderungen massive Auswirkungen auf die Sicht- und Ausdrucksweise eines Steines haben. Diese muss kontinuierlich verfolgt und beibehalten werden, damit ein Werk aus meiner Sicht ein harmonisches Ganzes wird.